Mittwoch, 26. Juni 2019

Positionsangaben

Liebe Leser,

an dieser Stelle nun ein kleiner Exkurs, da das Thema bei der Analyse von "Lady Bird" aufgetaucht ist und auch ansonsten häufig vorkommt:

IVm, bVIIx7 – unnötige Informationen? 


Zudem hat sich hier meine Meinung im Laufe der letzten Jahre geändert. Worum es geht:



Bisweilen werden Akkorde (welche zum Beispiel per MI = Modal Interchange) in den Song gewandert sind) mit kryptischen Symbolen in einen Bezug zur Originaltonart gebracht. In „Lady Bird“ wäre das für Fmin7 IVm, für das Bb7 bVIIx7, was nichts anderes bedeutet, als dass Fmin7 von C-Dur aus gesehen die IV. Stufe als Moll-7-Akkord bildet und mit Bb7 ein Septakkord auf der kleinen Septime (wiederum von C aus gesehen) steht.


Nun, es ist eine andere Art der Darstellung, die auch ihren Sinn hat, mit der von uns üblicherweise verwendeten aber nicht in Konkurrenz tritt. Wir haben Euch beispielsweise die Kennzeichnung einer vermollten Subdominante durch den Buchstaben s erklärt, aber auf eine Positionsangabe in Bezug auf die aktuelle Tonart verzichtet. Weil eben eine Subdominante immer die IV. Stufe zur Basistonart ist.

Beispiel:


Der Akkord B7 kann in der Tonart C-Dur (in die er nicht gehört, Bmin7/b5 ist ja der diatonische Akkord) funktionsharmonisch beschrieben werden: Eine Zwischendominante auf die iii. Stufe Emin7, also V/iii.

Oder man enthält sich solcherlei Analyse und beschreibt nur die Position, also VIIx7, was einen Septakkord auf der (kleinen) Septime umschreibt. Folgerungen auf eine mögliche Skala für das Solospiel können hieraus nicht direkt gezogen werden, aber (und das ist die Pointe) man kann eigentlich komplett auf die Angabe der Akkorde verzichten. Zum Beispiel ergibt die Folge

I-IVm-bVIIx7-III-VIx7-II-V

in C-Dur die Akkorde

Cmaj7-Fmin7-Bb7-Emin7-A7-Dmin7-G7

Bei den leitereigenen Stufen wird das Tongeschlecht nicht angegeben, auch auf die übliche Groß- und Kleinschreibung der Ziffern verzichte ich in diesem Fall. Durch die abstrakte Angabe der einzelnen Akkordpositionen fällt das Transponieren der dargestellten Folge für den in den Stufen geübten Musiker sehr leicht. Wir versuchen es mal mit Ab-Dur (Kopfschablone aktivieren), also die Angabe I-IVm-bVIIx7-III-VIx7-II-V in die Tonart Ab zu übertragen:

Abmaj7-Dbmin7-Gb7-Cmin7-F7-Bbmin7-Eb7

Wenn es gehakt hat, trainiert bitte nochmals die Stufen der C-Dur-Tonleiter.

Letztendlich machen wir durch das Verschieben von Griffolgen auf der Gitarre oder eben im Kopf auch nichts anderes, als uns Positionen von Akkorden bezüglich unseres Tonika-Akkordes einzuprägen, oder?

Fazit:


Die auf den ersten Blick verwirrenden Angaben der Akkordpositionen in Bezug auf die Basistonart werden also sinnvoll, wenn es darum geht, ein Stück nicht in konkreten Akkorden, sondern in relativen Akkord-Positionsangaben abzuspeichern, was gegebenenfalls das Merken und auf jeden Fall das Transponieren vereinfacht.

Was haltet Ihr von der Angabe der vorgestellten Positionsangaben. Schreibt es mir in die Kommentare.

Euer

Gige

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